Published at 02 Apr 2021
Published at 02 Apr 2021
Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile

Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile


Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile

Betriebswirtschaftslehre

Nein, der maßgeschneiderte Anzug in der Vorlesung gehört nicht dem Dozenten. Er gehört dem durchaus stylischen BWLer, der seine gesamte Apple-Kollektion (der neusten Generation, versteht sich von selbst) vor sich auf der Bank ausgebreitet hat und abwechselnd mal das MacBook, mal das iPhone, mal das iPad bedient, um seinen Traum-Dienstwagen bei KPMG auf der Benz-Homepage zu gestalten (Was? Eine vollausgestattete S-Klasse AMG gibt’s bei KPMG für Anfänger nicht?! Da werd‘ ich mit Sicherheit nicht anfangen!) Go hard or go home. Das ist das Motto, das eigentlich am ehesten passt. Eine kleine Anekdote zu den Klischees über BWLer: Der Autor war vor einer Studenten-Party in der Uni auf der Mensawiese und hat angeschickert und mit einem Sixpack Bier unter‘m Arm auf seine Freunde gewartet, und, pragmatisch, wie er ist, gedacht, er könne sich in der Zeit ein paar neue Freunde suchen. Leider hatte zu dieser Zeit gerade eine BWLer-Initiative ihr Kick-Off-Grill-Treffen auf der Wiese und die gesamte Zeit, die er da war, haben sich die beiden, bei denen er stand, über Low-Carb-Diät und Cheat-Days unterhalten. Er glaubt sogar, sie haben zusätzlich auch noch Cross-Fit trainiert. Und außerdem waren sie stolze Träger des Herren-Dutts... Wie ironisch. Da geben sie haufenweise Kohle für gute Klamotten aus, machen Sport wie die Bekloppten und entscheiden sich dann für die hässlichste Männerfrisur, die man sich vorstellen kann. Jedenfalls ist es durchaus zulässig, die Betriebswirtschaftler sehr suspekt zu finden. Cross-Fit? Low-Carb? Herren-Dutt? Ein komisches Völkchen. Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Sozial- und Politikwissenschaft

Hach ja, die Po- und SoWis. Fest steht: Sie haben einen grünen Daumen, oder viel Geld. Anders können sie gar nicht an die Quadrillion Kilogramm holländische Minze kommen, die sie Semester für Semester konsumieren. Also, das sagt man. So hinter vorgehaltener Hand. Übrigens eine Super-Frage an die Politikwissenschaftler: „Willst du echt die neue Merkel werden?“. Kleiner Wink mit den Zaunpfahl: PolitikWISSENSCHAFT heißt, dass man das, was in der Welt passiert, einordnen kann und Ahnung vom politischen Weltgeschehen bekommt. Selbiges zählt bei den SoWis für die Gesellschaft. Nicht, dass man da mitmischt. Tatsächlich sitzen eher Anwälte im Bundestag… Sogar Gregor Gysi (der sich kürzlich erst als 68er-Opa bezeichnet hat) ist Anwalt. Und Merkel hat einen Doktortitel in Physik… Von daher hat Politikwissenschaft wirklich nicht viel mit dem Politik-Machen zu tun. Ansonsten treiben sich die PoWis gerne mal im Öffentlich-Rechtlichen rum, wo sie in einer der übermäßig vielen Bald-ist-Landtagswahl-Sendungen die Wahlprogramme der Parteien analysieren, um zum Schluss zu kommen, dass im Landesparteiprogramm Bundes- und Europarechtlichte Regelungen angestrebt werden (Was? Die Flüchtlingskrise wird nicht in NRW gelöst?!). Und die SoWis, naja, was die in ihrer Freizeit so tun, wer weiß das schon? Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Germanistik

„Ooh, das war ja höchst adäquat und stilistisch so elaboriert von dir! Chapeau, mein Kommilitone, Chapeau!“ Können lesen, und fühlen sich dann besonders schlau. Aber wenn’s drum geht, Kafkas „Auf der Galerie“ zu interpretieren, schauen sie wie Autos, nur nicht so schnell (lest es euch mal durch, den Text gibt’s hier: http://gutenberg.spiegel.de/buch/franz-kafka-erz-161/10). Schlimm, diese Germanisten, einfach schlimm. Es ist natürlich schwer, Klischees über den eigenen Studiengang zum Besten zu geben, aber man kann’s ja mal probieren. Deshalb hier ein Ranking im Ranking:

  1. Germanisten sind zu locker zwei Dritteln weiblich. (Check. Evtl. sogar noch mehr.)
  2. Germanisten sind zum Großteil stille, introvertierte Schöngeister. (Kann schon mal vorkommen, aber es hält sich in Grenzen. Manche sind echt witzig. Man braucht aber ein paar Minuten, um mit einigen warm zu werden)
  3. Germanisten lesen in ihrer Freizeit nonstop. (Nicht unbedingt. Es gibt erstaunlich viele Serienjunkies. Aber Leseratten sind natürlich prädestiniert für den Studiengang.)
  4. Germanisten tragen Baskenmütze, schwarzen Rollkragen und rauchen nur selbstgedrehte Zigaretten. (Nö.)
  5. Germanisten werden alle Taxifahrer. (Jap. Leider gibt es noch keinen Kurs „Grundlagen des Taxifahrens, Teil 1“, der die wichtigsten Taxiregeln vertieft, wie beispielsweise die „Straßenschild plus 30“-Regel, die gestattet, dass man innerorts 80 km/h brettert. (Man beachte aber, dass Fahrräder, die man auf die Hörner genommen hat, nur ganz schwer wieder aus Kühler gezogen werden können.))

Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Medien- und Kommunikationswissenschaft

Irgendwas mit Medien darf man nur studieren, wenn man vorher mindestens ein halbes Jahr Australien bereist und sich einen sehr albernen Aussie-English-Accent zugelegt hat. In etwa so, wie Lena Meyer-Landrut „Satellite“ performt hat. Die MKWler werden später mal so etwas wie Plakatdesigner für Werbeagenturen (?) oder hüpfen durchs Fernsehen oder Radio oder so etwas. Vielleicht ziehen sie auch die Strippen hintendran. Wer weiß das schon? Im Prinzip können sie ja alles. Oder auch gar nichts. Das kommt immer darauf an, wer gerade darüber spricht. Nicht zu verachten ist übrigens auch ihr soziales Engagement: Sie vernichten so viel Alkohol wie kein anderer Studiengang und werden deshalb fälschlicherweise oft als Uni-Alkoholiker bezeichnet. Großes Missverständnis! Jedenfalls leben sie alle vegan und glutenfrei. Sie sind wahlweise Straight-Edger oder machen durchgehend Heilfasten. Außerdem sind sie entweder Vollblut-Atheisten oder Fundamental-Buddhisten. Generell haben sie einen sehr individuellen Lebensstil. Sie sind sowas wie die coolen Hippie-Ökos: Immer etwas hipster, immer etwas too much, aber im Grunde liebenswerte Dinger, die einem die Misch-Vorlesungen mit anderen Studiengängen sehr unterhaltsam gestalten können. Wie Katzenbabys. Oder nein. Wie süße gelbe Entenküken („Aaaaaw guck mal, wie putziiig!!“ Dabei wird der Kopf breit grinsend von einer Schulter auf die andere geworfen). Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Maschinenbau

Karohemd und Samenstau, ich studier‘ Maschinenbau. Die Maschinenbauer lassen sich ungern als Bauern bezeichnen. Dennoch sind sie ähnlich pragmatisch veranlagt. Wenn etwas starr ist, obwohl es sich bewegen sollte, greift man zum Sprüh-Öl, wenn sich etwas bewegt, obwohl es starr sein sollte, zum Panzerband. Sie sind unglaublich kreativ, was den Umgang mit praktischen Problemen angeht und tüfteln für ihr Leben gern. Sei es die Überraschung im Ü-Ei, oder das Türschloss des Nachbarn. Es gibt kein Problem, für das sie keine Lösung entwickeln könnten. Deshalb gehen sie auch nie ohne Zirkel und Geodreieck aus dem Haus. Ihre Affinität zu Motoren und ihre besonderen Bedürfnisse, was Mode angeht, gepaart mit dem besonders geringen Frauenanteil in den Studiengängen, gab den armen kleinen Maschinenbauern schnell den Ruf, bei Frauen ungeliebte und gesellschaftlich eher am Rand stehende Persönlichkeiten zu sein. Das finde ich traurig. Denn Maschinenbauern sind total super. In der Schule waren sie gut in Mathe und Physik und in ihrer Freizeit spielen sie gerne Völkerball. Sie tragen zwar gern Karohemden mit kurzen Ärmeln, aber dafür sammeln sie voller Begeisterung Yu-Gi-Oh-Karten oder Briefmarken. Außerdem fahren sie Traktor. Zur Uni. Und zwar ausnahmslos alle. Die Bauern. Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Jura

Natürlich kennt jeder die Einteilung der fertig ausgebildeten Volljuristen: Großkanzlei, Justiz, Messingschild. Die Großkanzleien angeln sich die besten der besten Absolventen und verheizen diese einige Jahre bei 75 Stunden die Woche und dafür 300 Tausend Euro im Jahr. Gerichte und Staatsanwaltschaft nehmen die guten von denen, die dann noch übrig sind. Und wer jetzt immer noch keine Stelle bekommen hat, der muss ein eigenes Klitschen-Anwaltsbüro mit prätentiösem Messingschild an der Tür betreiben. Die Studierenden lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Perlen-Paulas und Polo-Marcos. Bei beiden regiert die Geldgier, ihre Eltern sind bereits beide erfolgreiche Erbrechts- und Familienanwälte und sie tragen grundsätzlich einen Doppelvornamen. Marie-Auguste und Maximilian-Ferdinand tragen ihr Näschen gerne etwas höher, als ihnen zusteht, aber hey, die Porsche in Papas Garage kommen ja auch nicht von ungefähr! Um der Familientradition gerecht zu werden sind Michael-Kors-Tasche und Burberry-Schal angesagt. In der Uni geben sie sich dem Leistungskampf gänzlich hin. Getreu dem Motto „Ich will der Allerbeste sein, wie keiner vor mir war. Ganz allein fang ich sie mir, ich kenne die Gefahr“ werden Lehrbücher aus den Bibs grundsätzlich versteckt oder geklaut, die nötigen Kapitel herausgerissen oder, ganz dreist, einfach mit Edding geschwärzt. Dem entgegen treten aber die zunehmend digital verfügbaren Lehrbücher, die man mit einer Uni-Kennung umsonst bekommen kann. Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Medizin

„Lassen Sie mich durch, ich werde Arzt!“ Die Attitüde, die bei vielen Medizin-Studenten mitschwingt, kann auch gerne mal arrogant und unangenehm sein. Als hätten sie durch ihre pure Anwesenheit schon zwanzig Leben gerettet. Da stehen sie den Juristen und BWLern in nichts nach. Das ist doch etwas überzogen, für jemanden, der in seinem Studium nicht mal lernt, wie man Nadeln setzen kann (Man kennt den typischen HNO-Arzt, der einem wegen Pfeifferschem Drüsenfieber Blut abnehmen wollte, aber leider keine Vene getroffen hat. Am Ende marschiert man dann mit blitzeblauen Armbeugen und einer Überweisung in der Hand zum Hausarzt, bei dem einem die Arzthelferin in zwei Minuten vier Kanülen abzapft). Dennoch trägt sich ein Stethoskop wunderbar als Halsschmuck über den Campus. Besonders cool übrigens in Verbindung mit einem weißen Kittel, den man aus den Chemie-Laboren geklaut hat. Dafür müssen Mediziner im Studium auch nur auswendig lernen. Sie schreiben keine Hausarbeiten und auf den Studentenpartys schinden sie mächtig Eindruck, weil sie einen Frosch seziert haben. Aber gut, die Doktorarbeit bekommen sie ja sowieso hinterhergeworfen. Ursula Von-der-Leyen, deren Dissertation gerade erst überprüft wurde, hat eine nicht einmal 70 Seiten lange Doktorarbeit geschrieben. So lange wird die Bachelor-Arbeit des Autors. Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Psychologie

„Wie geht’s dir?“ „Kannst du mal bitte aufhören, mich zu analysieren? Das ist mir mega unangenehm, wenn du deinen Röntgenblick drauf hast!“ Wie jeder weiß, tun Psychologiestudenten den lieben langen Tag lang nichts anderes, als sich ins Fäustchen zu lachen, weil sie mit einem Blick jede Schwäche ihres Gegenübers enttarnen können. Sie würden nie auf die Idee kommen, einen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen, aber allein die Tatsache, dass sie wissen, dass man klammheimlich nichts lieber tut, als die High-School-Musical 2-Choreografien vor dem Spiegel nachzutanzen, stimmen einen sehr sehr nachdenklich. Natürlich sollte niemand, der erbittert gegen die Naturwissenschaften Krieg führt, Psychologie studieren. Statistik und Bio können einem ziemlich schnell einen Strich durch die Rechnung machen, wenn man denkt, man legt ein paar Patienten gemütlich auf die Couch und stellt dann mal eben 70 Euro die Stunde in Rechnung. Ansonsten haben natürlich alle Psychos einen an der Klatsche, aber entnervt aufgegeben, ihre Macken auszutherapieren. Lieber versuchen sie ihr Glück bei anderen. (Ob das aber so ein Qualitätsmerkmal ist, dass man sich selbst mit seiner Psychose arrangiert hat, sei dahingestellt.) Deshalb: Danke liebe Psychos, dass es euch gibt! Viele werden zwar ihr Studium schmeißen (Psychologie ist einfach kein Fach, das man mit einem Abschluss beendet), aber die brave Warriors, die es tun, verdienen unseren höchsten Respekt! Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

[caption id="attachment_1407" align="aligncenter" width="1000"]studenten klischees studenten klischees[/caption]

Lehramt und Erziehungswissenschaften

Jeder hat doch diese eine Cousine, die Grundschullehramt mit Spezifikation auf evangelischer Religion studiert. Sie ist die gute Seele in Person. Und sie ist so eine gruselige Studentin, die eine Regenjacke für alle Fälle besitzt. Sehr suspekt. Sie betreibt ihr Studium hauptsächlich mit Bastel-Utensilien wie einer Ritsch-Ratsch-Schere und dem lilanen Klebestift von Uhu (Kennt den noch jemand? Fand ich in der Grundschule irre geil). Außerdem sammelt sie schon Motiv-Stempel, um die Hausaufgaben der zukünftigen Schüler adäquat honorieren zu können. Lehrämtler allgemein sind eigentlich ein lustiges Völkchen. Sie tun nicht so, als wären sie später mal der Käs aber studieren auch nicht einfach so vor sich hin, sondern haben einen Job vor Augen, den sie mal machen möchten. Außerdem werden sie später regelmäßig gegen die Geräuschkulisse einer 30-köpfigen Klasse anreden müssen. Hat mal jemand versucht, gegen eine Brandung zu schreien? Das ist leichter. Nicht umsonst leiden Lehrer häufiger an einem Burnout-Syndrom als andere Berufsgruppen. Dafür saufen sie sich im Studium aber auch regelmäßig die Hucke voll. Wozu auch in der Mathe-Vorlesung aufpassen? Schul-Mathe geht ja gerade mal bis zu Integralen… Tatsächlich kenne ich keinen Studiengang, der die Sau mehr rauslässt. Gerüchte, wonach ein Kommilitone auf der Kirmes seines Heimatdorfes nachts um 3 voll wie zwanzig Russen ein Huhn erstanden und sein Shopping-Erlebnis gleich auf Facebook geteilt hat, machen seit zwei Semestern die Runde und je mehr ich mit Lehrämtlern zu tun habe, desto glaubwürdiger werden sie. Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

[caption id="attachment_1414" align="aligncenter" width="1000"]studenten klischees studenten klischees[/caption]

Informatik

Eigentlich möchte man ja jetzt gar nicht über Informatiker herziehen. Zum einen hat der Autor einen Informatiker-Freund, der ihm regelmäßig den altersschwachen PC wieder aufrüstet und zum anderen hat der Autor die Befürchtung, dass ihn dann ein wütender Mob von Anonymous-Anhängern mit digitalen Fackeln und Heugabeln heimsucht. Und ihm sämtliche Nacktbilder der Familie um die Ohren haut. Was nicht sein muss. Dennoch sind sie im Ranking und sollten deshalb allein aus Fairness-Gründen genauso abgewatscht werden. Also: Informatiker sind Nerds der Extraklasse. Sie tragen dunkle World of Warcraft-Fanshirts, die schon seit drei Wochen gewaschen werden sollten. Außerdem sind sie freudige Anhänger des Sockeninsandalen-Trends. Trotz der Sommergarderobe sind sie aber unglaublich blass. Bildschirmbräune genannt. Ihre Haare sind fettig und ihre Brillengläser in den Metallrahmen genauso. Außerdem verdienen sie alle Geld mit Online-Gaming. Die besten treten sogar in asiatischen PC-Kampfarenen gegeneinander an und metzeln sich gegenseitig nieder. Dass Informatiker keine Freundinnen haben, stimmt ebenso wenig, wie das Gerücht, sie hätten keine Freunde. Aber wer schert sich schon um Vorurteile? Der schicke Informatiker von heute hat alle halbe Jahr ein neues altes Handy, das er auf Ebay erstanden und mit einer selbstprogrammierten Android-Erweiterung bestückt hat und seine Laptops wechselt er auch regelmäßig aus. Die laufen übrigens immer auf Linux (dem Betriebssystem mit dem putzigen Pinguin als Logo). Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile

Betriebswirtschaftslehre

Nein, der maßgeschneiderte Anzug in der Vorlesung gehört nicht dem Dozenten. Er gehört dem durchaus stylischen BWLer, der seine gesamte Apple-Kollektion (der neusten Generation, versteht sich von selbst) vor sich auf der Bank ausgebreitet hat und abwechselnd mal das MacBook, mal das iPhone, mal das iPad bedient, um seinen Traum-Dienstwagen bei KPMG auf der Benz-Homepage zu gestalten (Was? Eine vollausgestattete S-Klasse AMG gibt’s bei KPMG für Anfänger nicht?! Da werd‘ ich mit Sicherheit nicht anfangen!) Go hard or go home. Das ist das Motto, das eigentlich am ehesten passt. Eine kleine Anekdote zu den Klischees über BWLer: Der Autor war vor einer Studenten-Party in der Uni auf der Mensawiese und hat angeschickert und mit einem Sixpack Bier unter‘m Arm auf seine Freunde gewartet, und, pragmatisch, wie er ist, gedacht, er könne sich in der Zeit ein paar neue Freunde suchen. Leider hatte zu dieser Zeit gerade eine BWLer-Initiative ihr Kick-Off-Grill-Treffen auf der Wiese und die gesamte Zeit, die er da war, haben sich die beiden, bei denen er stand, über Low-Carb-Diät und Cheat-Days unterhalten. Er glaubt sogar, sie haben zusätzlich auch noch Cross-Fit trainiert. Und außerdem waren sie stolze Träger des Herren-Dutts... Wie ironisch. Da geben sie haufenweise Kohle für gute Klamotten aus, machen Sport wie die Bekloppten und entscheiden sich dann für die hässlichste Männerfrisur, die man sich vorstellen kann. Jedenfalls ist es durchaus zulässig, die Betriebswirtschaftler sehr suspekt zu finden. Cross-Fit? Low-Carb? Herren-Dutt? Ein komisches Völkchen. Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Sozial- und Politikwissenschaft

Hach ja, die Po- und SoWis. Fest steht: Sie haben einen grünen Daumen, oder viel Geld. Anders können sie gar nicht an die Quadrillion Kilogramm holländische Minze kommen, die sie Semester für Semester konsumieren. Also, das sagt man. So hinter vorgehaltener Hand. Übrigens eine Super-Frage an die Politikwissenschaftler: „Willst du echt die neue Merkel werden?“. Kleiner Wink mit den Zaunpfahl: PolitikWISSENSCHAFT heißt, dass man das, was in der Welt passiert, einordnen kann und Ahnung vom politischen Weltgeschehen bekommt. Selbiges zählt bei den SoWis für die Gesellschaft. Nicht, dass man da mitmischt. Tatsächlich sitzen eher Anwälte im Bundestag… Sogar Gregor Gysi (der sich kürzlich erst als 68er-Opa bezeichnet hat) ist Anwalt. Und Merkel hat einen Doktortitel in Physik… Von daher hat Politikwissenschaft wirklich nicht viel mit dem Politik-Machen zu tun. Ansonsten treiben sich die PoWis gerne mal im Öffentlich-Rechtlichen rum, wo sie in einer der übermäßig vielen Bald-ist-Landtagswahl-Sendungen die Wahlprogramme der Parteien analysieren, um zum Schluss zu kommen, dass im Landesparteiprogramm Bundes- und Europarechtlichte Regelungen angestrebt werden (Was? Die Flüchtlingskrise wird nicht in NRW gelöst?!). Und die SoWis, naja, was die in ihrer Freizeit so tun, wer weiß das schon? Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Germanistik

„Ooh, das war ja höchst adäquat und stilistisch so elaboriert von dir! Chapeau, mein Kommilitone, Chapeau!“ Können lesen, und fühlen sich dann besonders schlau. Aber wenn’s drum geht, Kafkas „Auf der Galerie“ zu interpretieren, schauen sie wie Autos, nur nicht so schnell (lest es euch mal durch, den Text gibt’s hier: http://gutenberg.spiegel.de/buch/franz-kafka-erz-161/10). Schlimm, diese Germanisten, einfach schlimm. Es ist natürlich schwer, Klischees über den eigenen Studiengang zum Besten zu geben, aber man kann’s ja mal probieren. Deshalb hier ein Ranking im Ranking:

  1. Germanisten sind zu locker zwei Dritteln weiblich. (Check. Evtl. sogar noch mehr.)
  2. Germanisten sind zum Großteil stille, introvertierte Schöngeister. (Kann schon mal vorkommen, aber es hält sich in Grenzen. Manche sind echt witzig. Man braucht aber ein paar Minuten, um mit einigen warm zu werden)
  3. Germanisten lesen in ihrer Freizeit nonstop. (Nicht unbedingt. Es gibt erstaunlich viele Serienjunkies. Aber Leseratten sind natürlich prädestiniert für den Studiengang.)
  4. Germanisten tragen Baskenmütze, schwarzen Rollkragen und rauchen nur selbstgedrehte Zigaretten. (Nö.)
  5. Germanisten werden alle Taxifahrer. (Jap. Leider gibt es noch keinen Kurs „Grundlagen des Taxifahrens, Teil 1“, der die wichtigsten Taxiregeln vertieft, wie beispielsweise die „Straßenschild plus 30“-Regel, die gestattet, dass man innerorts 80 km/h brettert. (Man beachte aber, dass Fahrräder, die man auf die Hörner genommen hat, nur ganz schwer wieder aus Kühler gezogen werden können.))

Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Medien- und Kommunikationswissenschaft

Irgendwas mit Medien darf man nur studieren, wenn man vorher mindestens ein halbes Jahr Australien bereist und sich einen sehr albernen Aussie-English-Accent zugelegt hat. In etwa so, wie Lena Meyer-Landrut „Satellite“ performt hat. Die MKWler werden später mal so etwas wie Plakatdesigner für Werbeagenturen (?) oder hüpfen durchs Fernsehen oder Radio oder so etwas. Vielleicht ziehen sie auch die Strippen hintendran. Wer weiß das schon? Im Prinzip können sie ja alles. Oder auch gar nichts. Das kommt immer darauf an, wer gerade darüber spricht. Nicht zu verachten ist übrigens auch ihr soziales Engagement: Sie vernichten so viel Alkohol wie kein anderer Studiengang und werden deshalb fälschlicherweise oft als Uni-Alkoholiker bezeichnet. Großes Missverständnis! Jedenfalls leben sie alle vegan und glutenfrei. Sie sind wahlweise Straight-Edger oder machen durchgehend Heilfasten. Außerdem sind sie entweder Vollblut-Atheisten oder Fundamental-Buddhisten. Generell haben sie einen sehr individuellen Lebensstil. Sie sind sowas wie die coolen Hippie-Ökos: Immer etwas hipster, immer etwas too much, aber im Grunde liebenswerte Dinger, die einem die Misch-Vorlesungen mit anderen Studiengängen sehr unterhaltsam gestalten können. Wie Katzenbabys. Oder nein. Wie süße gelbe Entenküken („Aaaaaw guck mal, wie putziiig!!“ Dabei wird der Kopf breit grinsend von einer Schulter auf die andere geworfen). Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Maschinenbau

Karohemd und Samenstau, ich studier‘ Maschinenbau. Die Maschinenbauer lassen sich ungern als Bauern bezeichnen. Dennoch sind sie ähnlich pragmatisch veranlagt. Wenn etwas starr ist, obwohl es sich bewegen sollte, greift man zum Sprüh-Öl, wenn sich etwas bewegt, obwohl es starr sein sollte, zum Panzerband. Sie sind unglaublich kreativ, was den Umgang mit praktischen Problemen angeht und tüfteln für ihr Leben gern. Sei es die Überraschung im Ü-Ei, oder das Türschloss des Nachbarn. Es gibt kein Problem, für das sie keine Lösung entwickeln könnten. Deshalb gehen sie auch nie ohne Zirkel und Geodreieck aus dem Haus. Ihre Affinität zu Motoren und ihre besonderen Bedürfnisse, was Mode angeht, gepaart mit dem besonders geringen Frauenanteil in den Studiengängen, gab den armen kleinen Maschinenbauern schnell den Ruf, bei Frauen ungeliebte und gesellschaftlich eher am Rand stehende Persönlichkeiten zu sein. Das finde ich traurig. Denn Maschinenbauern sind total super. In der Schule waren sie gut in Mathe und Physik und in ihrer Freizeit spielen sie gerne Völkerball. Sie tragen zwar gern Karohemden mit kurzen Ärmeln, aber dafür sammeln sie voller Begeisterung Yu-Gi-Oh-Karten oder Briefmarken. Außerdem fahren sie Traktor. Zur Uni. Und zwar ausnahmslos alle. Die Bauern. Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Jura

Natürlich kennt jeder die Einteilung der fertig ausgebildeten Volljuristen: Großkanzlei, Justiz, Messingschild. Die Großkanzleien angeln sich die besten der besten Absolventen und verheizen diese einige Jahre bei 75 Stunden die Woche und dafür 300 Tausend Euro im Jahr. Gerichte und Staatsanwaltschaft nehmen die guten von denen, die dann noch übrig sind. Und wer jetzt immer noch keine Stelle bekommen hat, der muss ein eigenes Klitschen-Anwaltsbüro mit prätentiösem Messingschild an der Tür betreiben. Die Studierenden lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Perlen-Paulas und Polo-Marcos. Bei beiden regiert die Geldgier, ihre Eltern sind bereits beide erfolgreiche Erbrechts- und Familienanwälte und sie tragen grundsätzlich einen Doppelvornamen. Marie-Auguste und Maximilian-Ferdinand tragen ihr Näschen gerne etwas höher, als ihnen zusteht, aber hey, die Porsche in Papas Garage kommen ja auch nicht von ungefähr! Um der Familientradition gerecht zu werden sind Michael-Kors-Tasche und Burberry-Schal angesagt. In der Uni geben sie sich dem Leistungskampf gänzlich hin. Getreu dem Motto „Ich will der Allerbeste sein, wie keiner vor mir war. Ganz allein fang ich sie mir, ich kenne die Gefahr“ werden Lehrbücher aus den Bibs grundsätzlich versteckt oder geklaut, die nötigen Kapitel herausgerissen oder, ganz dreist, einfach mit Edding geschwärzt. Dem entgegen treten aber die zunehmend digital verfügbaren Lehrbücher, die man mit einer Uni-Kennung umsonst bekommen kann. Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Medizin

„Lassen Sie mich durch, ich werde Arzt!“ Die Attitüde, die bei vielen Medizin-Studenten mitschwingt, kann auch gerne mal arrogant und unangenehm sein. Als hätten sie durch ihre pure Anwesenheit schon zwanzig Leben gerettet. Da stehen sie den Juristen und BWLern in nichts nach. Das ist doch etwas überzogen, für jemanden, der in seinem Studium nicht mal lernt, wie man Nadeln setzen kann (Man kennt den typischen HNO-Arzt, der einem wegen Pfeifferschem Drüsenfieber Blut abnehmen wollte, aber leider keine Vene getroffen hat. Am Ende marschiert man dann mit blitzeblauen Armbeugen und einer Überweisung in der Hand zum Hausarzt, bei dem einem die Arzthelferin in zwei Minuten vier Kanülen abzapft). Dennoch trägt sich ein Stethoskop wunderbar als Halsschmuck über den Campus. Besonders cool übrigens in Verbindung mit einem weißen Kittel, den man aus den Chemie-Laboren geklaut hat. Dafür müssen Mediziner im Studium auch nur auswendig lernen. Sie schreiben keine Hausarbeiten und auf den Studentenpartys schinden sie mächtig Eindruck, weil sie einen Frosch seziert haben. Aber gut, die Doktorarbeit bekommen sie ja sowieso hinterhergeworfen. Ursula Von-der-Leyen, deren Dissertation gerade erst überprüft wurde, hat eine nicht einmal 70 Seiten lange Doktorarbeit geschrieben. So lange wird die Bachelor-Arbeit des Autors. Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

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Psychologie

„Wie geht’s dir?“ „Kannst du mal bitte aufhören, mich zu analysieren? Das ist mir mega unangenehm, wenn du deinen Röntgenblick drauf hast!“ Wie jeder weiß, tun Psychologiestudenten den lieben langen Tag lang nichts anderes, als sich ins Fäustchen zu lachen, weil sie mit einem Blick jede Schwäche ihres Gegenübers enttarnen können. Sie würden nie auf die Idee kommen, einen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen, aber allein die Tatsache, dass sie wissen, dass man klammheimlich nichts lieber tut, als die High-School-Musical 2-Choreografien vor dem Spiegel nachzutanzen, stimmen einen sehr sehr nachdenklich. Natürlich sollte niemand, der erbittert gegen die Naturwissenschaften Krieg führt, Psychologie studieren. Statistik und Bio können einem ziemlich schnell einen Strich durch die Rechnung machen, wenn man denkt, man legt ein paar Patienten gemütlich auf die Couch und stellt dann mal eben 70 Euro die Stunde in Rechnung. Ansonsten haben natürlich alle Psychos einen an der Klatsche, aber entnervt aufgegeben, ihre Macken auszutherapieren. Lieber versuchen sie ihr Glück bei anderen. (Ob das aber so ein Qualitätsmerkmal ist, dass man sich selbst mit seiner Psychose arrangiert hat, sei dahingestellt.) Deshalb: Danke liebe Psychos, dass es euch gibt! Viele werden zwar ihr Studium schmeißen (Psychologie ist einfach kein Fach, das man mit einem Abschluss beendet), aber die brave Warriors, die es tun, verdienen unseren höchsten Respekt! Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

[caption id="attachment_1407" align="aligncenter" width="1000"]studenten klischees studenten klischees[/caption]

Lehramt und Erziehungswissenschaften

Jeder hat doch diese eine Cousine, die Grundschullehramt mit Spezifikation auf evangelischer Religion studiert. Sie ist die gute Seele in Person. Und sie ist so eine gruselige Studentin, die eine Regenjacke für alle Fälle besitzt. Sehr suspekt. Sie betreibt ihr Studium hauptsächlich mit Bastel-Utensilien wie einer Ritsch-Ratsch-Schere und dem lilanen Klebestift von Uhu (Kennt den noch jemand? Fand ich in der Grundschule irre geil). Außerdem sammelt sie schon Motiv-Stempel, um die Hausaufgaben der zukünftigen Schüler adäquat honorieren zu können. Lehrämtler allgemein sind eigentlich ein lustiges Völkchen. Sie tun nicht so, als wären sie später mal der Käs aber studieren auch nicht einfach so vor sich hin, sondern haben einen Job vor Augen, den sie mal machen möchten. Außerdem werden sie später regelmäßig gegen die Geräuschkulisse einer 30-köpfigen Klasse anreden müssen. Hat mal jemand versucht, gegen eine Brandung zu schreien? Das ist leichter. Nicht umsonst leiden Lehrer häufiger an einem Burnout-Syndrom als andere Berufsgruppen. Dafür saufen sie sich im Studium aber auch regelmäßig die Hucke voll. Wozu auch in der Mathe-Vorlesung aufpassen? Schul-Mathe geht ja gerade mal bis zu Integralen… Tatsächlich kenne ich keinen Studiengang, der die Sau mehr rauslässt. Gerüchte, wonach ein Kommilitone auf der Kirmes seines Heimatdorfes nachts um 3 voll wie zwanzig Russen ein Huhn erstanden und sein Shopping-Erlebnis gleich auf Facebook geteilt hat, machen seit zwei Semestern die Runde und je mehr ich mit Lehrämtlern zu tun habe, desto glaubwürdiger werden sie. Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL

[caption id="attachment_1414" align="aligncenter" width="1000"]studenten klischees studenten klischees[/caption]

Informatik

Eigentlich möchte man ja jetzt gar nicht über Informatiker herziehen. Zum einen hat der Autor einen Informatiker-Freund, der ihm regelmäßig den altersschwachen PC wieder aufrüstet und zum anderen hat der Autor die Befürchtung, dass ihn dann ein wütender Mob von Anonymous-Anhängern mit digitalen Fackeln und Heugabeln heimsucht. Und ihm sämtliche Nacktbilder der Familie um die Ohren haut. Was nicht sein muss. Dennoch sind sie im Ranking und sollten deshalb allein aus Fairness-Gründen genauso abgewatscht werden. Also: Informatiker sind Nerds der Extraklasse. Sie tragen dunkle World of Warcraft-Fanshirts, die schon seit drei Wochen gewaschen werden sollten. Außerdem sind sie freudige Anhänger des Sockeninsandalen-Trends. Trotz der Sommergarderobe sind sie aber unglaublich blass. Bildschirmbräune genannt. Ihre Haare sind fettig und ihre Brillengläser in den Metallrahmen genauso. Außerdem verdienen sie alle Geld mit Online-Gaming. Die besten treten sogar in asiatischen PC-Kampfarenen gegeneinander an und metzeln sich gegenseitig nieder. Dass Informatiker keine Freundinnen haben, stimmt ebenso wenig, wie das Gerücht, sie hätten keine Freunde. Aber wer schert sich schon um Vorurteile? Der schicke Informatiker von heute hat alle halbe Jahr ein neues altes Handy, das er auf Ebay erstanden und mit einer selbstprogrammierten Android-Erweiterung bestückt hat und seine Laptops wechselt er auch regelmäßig aus. Die laufen übrigens immer auf Linux (dem Betriebssystem mit dem putzigen Pinguin als Logo). Studenten klischees: Studiengänge und deren Vorurteile - FBNPL